Es war das Thema der letzten Tage: Die Bundesregierung fordert ihre Bürger dazu auf, Vorräte für den Krisenfall anzulegen. Zunächst war die Rede von Vorsorge für den Fall von terroristischen Attacken, bei Angriffen auf die Stromversorgung und unsere Infrastruktur im Allgemeinen.
Hamsterkäufe auf Rat der Regierung: Das ist so gesehen nichts Neues, doch für die meisten Menschen in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft kommen Szenarien, wie die aus der Gedankenwelt unseres Ministers de Maiziere, lediglich in Hollywoodfilmen oder im Geschichtsunterricht vor. Dabei ist es noch nicht allzu lange her, da haben beispielsweise unsere nächsten Nachbarn im Osten Europas noch zu spüren bekommen, was es heißt, unter ständiger Knappheit zu leben und wie es ist, sich nicht auf die vom Staat bereitgestellte Infrastruktur und Hilfe verlassen zu können. Im sozialistischen Teil Europas waren Lebensmittelknappheit bis zum Zerfall der Sowjetunion und darüber hinaus an der Tagesordnung.
In Deutschland war das schon lange anders, zumindest im Westteil. Dennoch auch hier gibt es Erinnerungen an andere Zeiten. Sie überdauern in den Köpfen einer Generation, in den Kellern der sogenannten Kriegskinder. So schreibt aktuell eine junge Autorin in Der Zeit über die Vorräte ihrer Mutter, über Einweckgläser, alte und neue Befindlichkeiten: „Wer Entbehrung erlebt hatte, wollte sich in guten Zeiten wappnen für die schlechten, die ja wiederkommen konnten. Was kam, war das Ende des Kalten Kriegs. Die Regierung schloss ihren Atombunker. Sie löste ihre Notvorräte auf, stellte Schutzmaßnahmen ein und verbuchte die Ersparnis als Friedensdividende.“
Mit der neuen, teils diffusen Angst vor Krieg und Terror kommen auch wieder längst überflüssig geglaubte Maßnahmen auf das Tableau unserer Sicherheitsagenda. Doch was kann das nützen? In einer Welt, in der scheinbar alles rund um die Uhr verfügbar ist, in der ich Bananen aus Ecuador, Reis aus Indien und Gewürze aus Fernost in meinem Online Warenkorb frei Haus geliefert bekomme, da klingt der Ruf nach Einwecken wie zu Großmutters Zeiten wie ein schlechter Scherz.
Doch unsere moderne Welt ist anfällig. Cyberattacken könnten unsere Infrastruktur schwer schädigen und lange außer Gefecht setzen. Was würden wir also unternehmen, ohne Smartphone, ohne Strom?
Doch trotz aller Schreckensszenarien, man kommt nicht umhin, sich die Frage zu stellen: Hätte ein solcher Ausnahmezustand eventuell auch eine positive Seite?
Sicher, für die Wirtschaft wäre ein solcher Ausnahmezustand verheerend. Doch was ist mit unserem Planeten, unserer Umwelt. Einwecken was wir direkt vor der Haustüre finden, Essen was es in der näheren Umgebung gibt, ohne technische Hilfsmittel auskommen: Für unseren Planeten klingt das wie Urlaub. In diesem Sinne: Es lohnt sich, sich vorzubereiten. Vorräte anlegen, Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten oder dem nächstgelegenen Bauernhof einzuwecken macht auf mehreren Ebenen Sinn. Allein das Bewusstwerden, wie es ist, nur mit dem auszukommen, was wir tatsächlich ‚vor unserer Haustüre‘ haben, kann dabei helfen, zu einem bewussteren Konsumverhalten zu animieren. Das spart CO2 und hilft auf einer anderen Art, den Planeten sicherer zu machen.