Die Werbung für Versicherungen ist voll mit Bildern, die Geborgenheit, Schutz und Vertrauen suggerieren sollen. Gerne bedient sich die Branche behütender Hände, dem schützenden Schirm oder dem starken Helden, der sich für Sie einsetzt. Das vertraute Gespräch beim Abschluss einer Versicherung mit dem Berater, den man schon seit vielen Jahren kennt, rüttelt an diesem Eindruck ebenfalls nicht, zumal doch der letzte Haftpflichtschaden reibungslos über die Bühne ging.
Was viele nicht wissen, bei einem Unfall, bei Berufsunfähigkeit oder auch anderen Schäden, die viele tausend Euro kosten können, ist schnell Schluss mit dem Kuschelkurs. Auch der nette Berater ist dann machtlos. Die Schadensabwicklung läuft mit Experten der Versicherung und die kämpfen mit harten Bandagen.
Schutz vor Versicherungsbetrug?
Offiziell geht es bei der Leistungsprüfung darum, die Gemeinschaft der Versicherten vor ungerechtfertigten Forderungen zu schützen. Und ja, es gibt auch Fälle von versuchtem Versicherungsbetrug. Doch dies erklärt absolut nicht die jüngsten Rechercheergebnisse von CORRECTIV. Über zwei Jahre recherchierten die Autoren über die Verknüpfungen von Versicherungswirtschaft und Justiz. Als Schlüssel dazu machten die Autoren eine Kanzlei ausfindig. Acht der zehn größten Versicherungskonzerne gaben an, diese Kanzlei zu beauftragen. Doch was macht diese Kanzlei für die Versicherungswirtschaft so ausgesprochen attraktiv?
Es handelt sich um die Kanzlei Bach Langheid Dallmayr mit Sitz in Köln, kurz BLD. Die Kanzlei engagiere sich schon seit Jahren in der Ausbildung von Richtern an der Deutschen Richterakademie und schreiben an wichtigen Gesetzeskommentaren zum Versicherungsrecht mit, die für künftige Urteile zu Rate gezogen werden, so die Autoren. Auch konzipiere BLD Seminare mit hochkarätigen Richtern, die dafür beträchtliche Honorare erhielten. Über zahlreiche Veröffentlichungen und exklusive Veranstaltungen gelingt es der Kanzlei, gute Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.
Wenn Richter und Anwalt sich kennen
Alles im Sinne der Wahrheitsfindung? Mit Sicherheit nicht! Der Artikel lässt keinen Zweifel offen, dass BLD über viele Jahre sehr gute Beziehungen sowohl zur Versicherungswirtschaft als auch zur Justiz pflegt. Dies ist Teil einer sehr erfolgreichen Geschäftspraxis – finanziert von den Beiträgen der Versicherungsnehmer.
Dem ausgesprochen lesenswerten Artikel wollen wir hier nicht vorgreifen. Nur ein kleiner Rat sei abschließend erlaubt: Bevor Sie Versicherungsverträge abschließen, erwägen Sie den Abschluss einer Rechtsschutzversicherung. Sollten Sie vor Gericht dann auf einen Juristen von BLD in der gegnerischen Partei treffen, prüfen Sie die Verflechtungen des Richters mit der Kanzlei und lehnen ihn ggf. wegen Befangenheit ab.