Wenn es um die Beurteilung von Sachverhalten und Ereignissen geht, werden in allen Bereichen unseres täglichen Lebens Gutachten zur Entscheidungsfindung herangezogen. Besonders medizinische Gutachten können jedoch gravierende Folgen für das weitere Dasein haben. Wie enorm der Einfluss von Sachverständigen ist zeigt die ARD-Dokumentation „Die Gutachterrepublik“.
Kommentar Thomas Sindelar, Geschäftsführer von SOCIALSOLVENT:
Am Beispiel der Leidensgeschichte einer Reitlehrerin ist erschreckend zu sehen, wie entscheidend medizinische Gutachten ein Menschenleben beeinflussen können. Das sind Missstände, die wütend machen.
Wer selber einmal in einer derartigen Situation war, weiß um die Odyssee von Arzt zu Arzt und einer nüchternen Beurteilung nur nach Aktenlage. Wie Don Quijote kämpfen die Erkrankten gegen ein mächtiges System von Versicherungen und Gutachtern. Das Ganze ist ein Spiel auf Zeit. Wer den längeren Atem und das „richtige“ Gutachten hat, gewinnt – und das sind in aller Regel die Versicherungen.
Generell müssen Sachverständige ihre Gutachten objektiv und unbeeinflusst erstellen. Es existiert jedoch ein Spannungsfeld zwischen der geforderten Objektivität und der finanziellen Abhängigkeit eines Gutachters. In der Studie von Jordan/Gresser (2014) „Wie unabhängig sind Gutachter?“ wurden 548 medizinische und psychologische Sachverständige zum Thema Gutachtenerstellung befragt. Im Ergebnis zeigte sich anhand von eigenen Aussagen, dass die meisten Sachverständigen wirtschaftlich abhängig von Gutachtenaufträgen sind. Darüber hinaus, dass eine Beeinflussung des Gutachtenergebnisses schon bei der Auswahl des Gutachters beginnt. Solche Gefälligkeitsgutachten scheinen also gang und gebe zu sein. Gepaart mit den subjektiven Erfahrungen eines Gutachters ist die geforderte Neutralität nicht mehr gegeben.
Abhilfe könnten neutrale Gutachten schaffen, bei deren Erstellung, den Gutachtern nur noch anonymisierte Daten zur Verfügung stehen. Diese Forderung wirft der Versicherungsexperte Prof. Hans-Peter Schwintowski auf. Somit wüssten die Sachverständigen nicht, wer sie beauftragt hat und Gefälligkeitsgutachten könnten verhindert werden. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Objektivität.
Wir von SOCIALSOLVENT begrüßen diese Forderung und gehen unserseits bereits seit Jahren den Weg der fünf voneinander unabhängigen Gutachten. Denn auch wir verfolgen das Ziel von Objektivität.
