Früher oder später ist jeder von uns einmal darauf angewiesen. Meist in Lebenssituationen, in denen wir außerordentlich verletzlich und hilflos sind. Die Rede ist von den helfenden Berufen. Doch die gesellschaftliche Anerkennung spiegelt diese Bedeutung nicht wider. Und dennoch vertrauen wir darauf, dass im Falle des Falles jemand für uns da sein wird.
Unser Kunde Markus (48) ist gelernter Krankenpfleger. Er arbeitet inzwischen seit über 20 Jahren in einem Hospiz. Die „Gäste“ wie er sie nennt, sind schwerstkrank. „Lebend verlässt uns hier keiner. Die Menschen kommen, um in Ruhe und würdevoll zu sterben.“ Deshalb gehört der Tod zum Tagesgeschäft. Die Bestatter kennt er alle und ist mit ihnen per du. Für Markus ist seine Arbeit mehr als nur ein Job. Es steckt für ihn ein tiefer Sinn darin und erfüllt ihn durch und durch. Doch die Arbeit mit den Gästen und den Angehörigen ging nicht spurlos an ihm vorbei.
Schon seit längerem fühlt Markus eine innere Zerrissenheit. Die sinnvolle Arbeit, die Nähe zu den Menschen und das tolle Team auf der einen Seite. Auf der anderen Seite spürt er aber, die physische, vor allem jedoch die psychische Belastung. Sein Pflichtbewusstsein und sein eigener Anspruch den Menschen einen würdevollen Tod zu bereiten, bringt ihn dazu, sich Tag für Tag dieser Situation zu stellen.
Nach über 20 Jahren musste er sich nun aber eingestehen, dass es nicht mehr geht. „Das Gefühl war schon länger da. Es ist mir aber unglaublich schwergefallen, das zu akzeptieren.“ Nach einer Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ist er damit jedoch nicht alleine. Demnach ist der Anteil derer, die über 20 Jahre ihren Pflegeberuf ausüben, sehr gering. Als Ursache dafür wird neben den körperlichen Anforderungen vor allem die psychischen Belastungen aufgeführt.
Die zusätzlichen finanziellen Krisen, die sich bei den meisten in einer solchen Situation einstellen, blieben Markus immerhin erspart. Seine Berufsunfähigkeitsversicherung erkannte die schwere psychische Störung an und leistete rückwirkend die volle Berufsunfähigkeitsrente. Dies verschafft ihm nun wenigstens etwas Freiraum, um nun selbst in Ruhe und würdevoll zu genesen und sich neu zu orientieren.
Glück im Unglück könnte man da sagen. Das gilt jedoch nur für diesen einzelnen Fall. Überall setzen sich Menschen in helfenden Berufen für andere Menschen ein. Natürlich hat jeder eine gewisse Eigenverantwortung, auf sich selbst zu achten. Doch das einvernehmende Wesen der Dienste am Menschen darf nicht unterschätzt werden. Denn spätestens im Sterbebett werden wir es zu schätzen wissen, wenn jemand für uns und unsere Angehörigen da ist und nicht wegrationalisiert wurde.