Bis heute kann Alzheimer weder geheilt noch aufgehalten werden. Neue Medikamente zu entwickeln, die das ermöglichen, ist eine der großen Aufgaben der Medizin. Jetzt haben Forscher einen vielversprechenden Wirkstoff am Menschen getestet.
Die Antikörper Therapie. So funktioniert sie:
Forscher aus den USA und der Schweiz schreiben hierzu im Fachblatt ‚Nature‘:
Die Antikörper Therapie reduzierte bei Alzheimer-Patienten die typischen Eiweißablagerungen im Gehirn. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass das Mittel die Verschlechterung der Geisteskraft verlangsamt. Doch Zurückhaltung ist geboten: Noch handelt es sich nur um eine erste Studie mit Betroffenen. Bevor der Wirkstoff als Medikament auf den Markt kommt, muss er seine positive Wirkung in weiteren, noch größeren Untersuchungen beweisen. Das wird Jahre dauern.
Sind Eiweiße wirklich das Problem?
Lange bevor Alzheimer erkannt wird, häufen sich bei Betroffenen im Gehirn Bruchstücke bestimmter Eiweiße an, den so genannten Amyloid-ß-Plaques.
Einige Experten gehen davon aus, dass diese Ablagerungen die Hauptursache für die Alzheimer-Erkrankung sind. Die Ablagerungen zerstören Nervenzellen, lösen Entzündungsreaktionen aus und behindern die Signalübertragung zwischen Nerven. Doch auch das ist nicht ganz sicher. Dagegen spricht, dass es Menschen mit Eiweißablagerungen gibt, die keine Symptome zeigen.
Die Wissenschaftler der aktuellen Studie um Alfred Sandrock vom US-Biotech-Unternehmen Biogen behandelten insgesamt 165 Patienten. Nach einem Jahr waren die Alzheimer-typischen Ablagerungen im Gehirn der Studienteilnehmer deutlich zurückgegangen. Hinzu kam, dass die kognitive Leistung der therapierten Patienten im Verlauf des Jahres weniger stark abgenommen hatte als die der Studienteilnehmer, die nur ein Scheinmedikament bekommen hatten.
Wertvolle Studie, dennoch keine Euphorie.
Die Ergebnisse sprechen für die Amyloid-Hypothese, schreiben die Wissenschaftler. Dennoch, die Ergebnisse sollten noch mit Vorsicht interpretiert werden.
Theo Dingermann, arbeitet am Biozentrum der Goethe Universität Frankfurt am Main, meint hierzu: „Das ist eine Grundlagenstudie und von einer therapeutischen Anwendung ist man – auch wenn sich die guten Ergebnisse in größeren Studien bestätigten – noch Jahre entfernt“. Hinzu kommt, dass die Studiengruppe nur Patienten in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung umfasse, die kaum Symptome zeigen. In der Praxis wird Alzheimer leider meist sehr spät diagnostiziert – zu einem Zeitpunkt, an dem schon große Teile des Gehirns zerstört sind.
„Was wir wirklich brauchen, ist eine frühe Diagnostik. Wenn wir die haben, würde ich große Summen auf den Antikörper setzen.“